Welcher Idiot hat das bargeldlose Bezahlen in Fußballstadien erfunden?
Auch die zweite Auswärtsfahrt der Oelder Borussen seit der Gründung im Februar des Jubiläumsjahres endete nicht mit einem Sieg unserer schwarz-gelben Helden. Am 6. Spieltag der laufenden Saison reichte es für die Klopp-Elf in Hannover nur zu einem 1:1 (1:0). Nuri Sahin hatte uns kurz vor der Pause in Führung gebracht, Ya Konan glich dann nach dem Seitenwechsel ziemlich schnell aus. Zweite Auswärtsfahrt, zweites 1:1. Damit sei auch genug von diesem fußballerisch nicht lange in Erinnerung bleibenden Tag geredet.
Reden wir lieber darüber, dass wir in der Woche vor dem Spiel immerhin 13 Karten erfolgreich verkaufen mussten, zwei blieben somit übrig, wurden aber auch noch von unter die Leute gebracht. Also machten wir uns morgens mit guter Hoffnung auf nach Hannover, die erste gute Laune wurde aber schon fast erstickt, als sich die Türen des Zuges öffneten. Dort standen nämlich schon einige Borussen mit demselben Ziel und stellten somit ein Klima her, was nicht nur für Blumen tödlich war. Schnell rannten einigen Mitgliedern die Schweißperlen über das Gesicht – um es mal vorsichtig zu formulieren. Es würde auch der Wahrheit entsprechen, wenn ich schreiben würde, dass der eingenommene Alkohol quasi direkt über die Haut wieder kondensierte. Immerhin ließ uns die Bahn freundlicherweise in einen Intercity umsteigen, allerdings auch ohne den Hinweis, dass es über eine bestimmte Stelle hinaus dann wieder einen Aufpreis kosten würde. Zu einer Diskussion mit Schaffnern kam es aber dann auch nicht.
Die nächste böse Überraschung dann im Stadion: Nachdem man sich zunächst vor der AWD-Arena über BVB-Fans amüsiert hatte, die auf die Idee kamen, mit einem 5l-Fass Fußball zu spielen, allerdings nicht einberechnet hatten, dass ein Kopfball ja vielleicht doch weh tun und eine Platzwunde hervorrufen könnte, stellte man fest, dass man in Hannover das System aus der verbotenen Stadt übernommen hat. Das bargeldlose Zahlen hatte auch bei den 96ern die steinzeitlichen Methoden der Barzahlung abgelöst. Für Heimfans vielleicht noch erträglich, für angereiste Fans aber komplett unsinnig. 3€ Pfand für die Karte, dazu noch ein Restgeld, das man nicht unbedingt umtauschen wollte, wenn man sich die langen Schlangen nach dem Spiel angesehen hat. So reisten viele Borussen wieder nach Hause, nahmen die Karte mit und haben somit noch Guthaben für das nächste Spiel in Hannover… wann immer uns der Weg auch wieder dahin führen wird. Die Stimmung der Heimfans war auf jeden Fall nicht legendär, man hatte irgendwie das Gefühl, dass sie erst in der zweiten Halbzeit nach dem Ausgleich richtig „aufdrehten“. Dann hörte man nämlich zum ersten Mal überhaupt was von der gegenüberliegenden Kurve. Die mitgereisten Gästefans machten aber doch recht ordentlich Dampf, leider konnte die Mannschaft dies aber nicht mit einem Sieg zurückzahlen.
Nach dem Spiel ging es dann zurück in den Bahnhof, wo sich zwei Vereinsmitglieder als Freunde des alkoholfreien Biers outeten. Aus Sicherheitsgründen möchten diese Beiden unerkannt bleiben, wir nennen sie an dieser Stelle einfach nur Claus und Thaler. Sie versuchten sich noch rauszureden und zu behaupten, dass man das große „Premium Alkoholfrei“ auf der Dose nicht gelesen hatte, das nahm ihnen aber niemand ab. Auch die Tatsache, dass sie schließlich noch die Dosen umtauschten, änderte wenig daran. Zum Glück sind wir eine tolerante Gemeinschaft und erkennen auch die Leute als vollwertige Mitglieder an, die alkoholfreies Pilsener trinken, außerdem war Thaler schon genug mit den fontänenartigen Blutströmen bestraft, die auf der Rückfahrt aus seiner Nase rannen. Rund um das Spiel war die Reise nach Hannover jedenfalls das Geld wert… und dank 96 haben wir nun immer noch um die 5€ in der Tasche. Zwar auf einer sinnlosen Karte, die man nur im Stadion einlösen kann, aber immerhin… vielleicht taugt sie ja auch irgendwann noch einmal als Wetteinsatz oder so…
Christian